Grundlagen der Bildbearbeitung für den Bildbearbeitungs-Neuling
Die Tonwertkorrektur oder Tonwertspreizung ist vielleicht neben dem Zuschneiden und Ausrichten von Fotos einer der wichtigsten Arbeitsschritte für eine Bildverbesserung. Das Schöne ist, diese Korrektur ist kinderleicht und kann mit fast jedem Bearbeitungsprogramm durchgeführt werden.
Hier zeige ich die Arbeitsschritte mit dem kostenlosen Bildbearbeitungsprogramm paint.net. Die Systemvoraussetzungen sind sehr gering, Minimum ist ein Dual-Core Prozessor mit 1.0 GHz Taktfrequenz und 1.0 GByte RAM. Das war so in etwa der Standard um das Jahr 2005 – 2006.
paint.net kann >> hier << von der Entwicklerseite herunter geladen werden. Eine Kaufversion gibt es aktuell für 6,99 € (Stand 04.2020) im Microsoft-Store. Damit wird das Entwicklungsteam unterstützt. Beide Versionen (free und paid) sind völlig identisch.
Anmerkung: Wer nicht den ganzen Text lesen will, der kann einfach die rot geschriebene Zusammenfassung des Abschnitts lesen.
Ausgangsbild für die Bearbeitung ist folgendes Bild mit einem alten Segelschiff in der Bretagne …

Besonders bei bewölktem Himmel und wenigen Farben, produzieren viele Digitalkameras zu trübe und flaue Bilder. Besonders wenn man im RAW-Format fotografiert kommen solche Ergebnisse sehr oft vor. Der Vorteil im RAW-Format ist jedoch, dass man dann mit einer Tonwertkorrektur „Wunder“ wirken kann. Aber auch für diejenigen die schon das fertige JPG–Bild aus der Kamera bekommen, kann eine Korrektur der Tonwerte deutlich brillantere Bilder ermöglichen.
Erster Schnitt in paint.net: Im Menü „Korrekturen“ unter dem Punkt „manuelle Anpassungen…“ (oder Strg+L) .

Dort findet man das Histogramm und zwei Schieberegler um die Tonwerte zu korrigieren. Wichtig für uns ist der linke Schieberegler mit dem das Eingabehistogramm gepreizt werden kann (siehe folgende Bild). Oft finde man in anderen Bearbeitungsprogrammen nur das Eingabehistogramm, also nicht verwirren lassen ;-). Das Ausgabehistogramm wird gelegentlich auch als Tonwertumfang bezeichnet. Das spielt für uns keine Rolle, wir „drehen“ daran nichts.

Nach dem wir uns das Histogramm angesehen haben und uns gefragt haben, was um alles in der Welt mach ich damit, schauen wir schnell auf das folgende Bild …

zuerst korrigieren wir die „hellen Töne“. Im Eingabehistogramm (die linke Seite), sehen wir oben im Bild zwei leere Bereiche. Im Bild mit jeweils einem roten X gekennzeichnet. Leer bedeutet, hier gibt es keine Farbwerte in unserem Foto – oder anders ausgedrückt – unser Bild hat einfach keine hellen Töne. Das ist mit der Grund warum die Stimmung im Bild so düster und trist erscheint. Wenn diese Stimmung so gewollt ist, dann machen wir nun nichts und springen weiter zum nächsten Teil. Aber wir WOLLEN (!!!) ja korrigieren, deshalb wird der Eingabe-Regler über den leeren Bereich (rotes X) bis hin zum „gefüllten“ Bereich (dicke rote Linie) geschoben.
Zusammenfassung: Eingaberegler über den leeren Bereich (Bild oben, oberes rotes X) nach unten bis zum „gefüllten“ Bereich (dicke rote Linie) schieben.
Als Ergebnis erscheint ein helleres, freundlicheres Foto – Yeah!
Doch nun wenden wir uns den dunklen Tönen zu. Dort befindet sich ja auch ein leerer Bereich. Eine Korrektur dieser dunklen Seite des Histogrammes sorgt für mehr Brillanz im Foto. Dazu wie unten im Bild zu sehen, einfach den linken, unteren Schieberegler nach oben über den leeren Bereich bis zum Anfang des „gefüllten“ Histogrammes (dicke rote Linie) schieben.
Zusammenfassung: Eingaberegler über den leeren Bereich (Bild unten, unteres rotes X) nach oben bis zum „gefüllten“ Bereich (dicke rote Linie) schieben.

Das war’s schon, fertig!
Die Tonwerte sind nun gespreizt. Im Ausgabehistogramm (Bild unten, grüner Smiley) gibt es nun keine leeren Bereiche mehr und unser Foto ist freundlicher und brillanter geworden. Dazu mussten nur zwei kleine Schieberegler (rote 1 & 2, Bild unten) ein wenig verschoben werden.

Ein Vergleich zwischen Vor- und Nachher siehst du im Bild unten …

Hinweis: Je nach Bild kann es sinnvoll sein, die Tonwerte nicht komplett über die leeren Bereiche zu spreizen. Macht es einfach so weit, wie es euch gefällt. Weniger ist manchmal mehr. Bilder mit sehr hellen oder dunklen Töne neigen dazu in den Extrem-Bereichen zu hell (überstrahlt) oder zu dunkel (abgesoffen) zu werden. Schiebt einfach so lange rum, bis es euch gefällt 🙂
Wer genauer arbeiten möchte, der kann die Tonwerte der drei Farbkanäle (R)ot, (B)lau, (G)rün auch getrennt korrigieren. Dazu einfach das entsprechende Häkchen im Histogramm-Fenster einzel aktiviert lassen (Bild unten).

Auf diesem Weg lassen sich auch Farbstiche einfach korrigieren. Besonders bei Bildern mit viel grünem Licht (z. B. im Wald oder in der Wiese) neigen die meisten Digitalkameras dazu, das jeweilige Motiv, den Pilz, den Schmetterling zu grün abzubilden.
Viel Erfolg beim Bearbeiten deiner Fotos 🙂
Nachtrag: Nachfolgend ein Screenshot des Tonwertkorrektur-Fensters im Bildbearbeitungsprogramm „Gimp“ (GNU Image Manipulation Program), welches ebenfalls komplett kostenfrei verwendet werden kann. Das Programm ist deutlich Leistungsstärker als paint.net, jedoch auch schwerer zu beherrschen. Download >> Gimp <<

Die Tonwerte können im Menü „Farben“ unter dem Punkt „Werte“ verändert werden. Die rot eingekreisten Schieberegler müssen im Gegensatz zum Programm paint.net horizontal verschoben werden. Der Rest ist gleich (über den leeren Bereich schieben, sowohl im hellen und dunklen Tonwert-Ende). Die einzelnen Farbkanäle können im Dropdown-Menü „Kanal: Wert“ ausgewählt werden und getrennt gespreizt werden.
Eine interessante Funktion von Gimp ist die automatische Tonwertkorrektur, dazu einfach auf den Button „Automatisch Quellwerte“ klicken. Teilweise werden dabei jedoch die Tonwerte sehr aggressiv korrigiert.